Geschichte des Butlerberufs
Als Butler im heutigen Sinne zu arbeiten, bedeutet einem relativ jungen Beruf nachzugehen. Doch die Wurzeln der damit verbundenen Tätigkeiten und die Geschichte des Butlerberufs liegen viel tiefer…
Wie wörtlich Sie diese Behauptung nehmen dürfen, zeigt sich dadurch, dass Butler ursprünglich fast ausschließlich im Keller des Hauses beschäftigt waren. Hier oblagen ihnen die Verwaltung und das Abfüllen der Weinvorräte. Die oberen Geschosse betraten sie nur im Rahmen dieser Tätigkeit also beispielsweise, um die ausgewählten Getränke abzuliefern, neue Bestellungen entgegenzunehmen oder nötige Nachkäufe anzukündigen. Damit entsprach das Aufgabenfeld eines Butlers in etwa der Arbeit des Mundschenks. Bereits die ebenfalls bekannte Berufsbezeichnung „Butigler“ deutet eine Ähnlichkeit mit dem später verwendeten Titel Butler an. Dieser musste für ausreichend Wein im Keller sorgen und auf Wunsch zum Verzehr vorzubereiten. Das Servieren selbst übernahmen in der Regel andere Bedienstete. Auch die Entscheidung darüber, ob zur Neige gehende Getränke nachgekauft werden, fällte nicht der Butler.
Butler übernahmen Botengänge
Es konnte jedoch durchaus vorkommen, dass ihm diesbezügliche Besorgungen aufgetragen wurden. Die Anordnung dazu erhielt er stets von einem ranghöheren – und somit weisungsberechtigten Angestellten wie dem Truchsess bzw. seiner späteren Entsprechung, dem Hauswirtschafter. Botengänge oder den Kauf anderer fehlender Artikel traute man dem „Butigler“ ebenfalls zu. Weil er dadurch nicht mehr nur im Keller, sondern zunehmend in- und außerhalb des Hauses tätig war, arbeitete er sich sowohl im buchstäblichen als auch im hierarchischen Sinne nach oben.
Die Geschichte des Butlerberufs notiert, dass diesem bald auch weitere Aufgaben von den Dienern übertragen wurden. In der Vorratshaltung und im Einkaufen bewährt, war er fortan auch für die Bestückung der Speisekammer sowie für das Eindecken im Esszimmer verantwortlich. Sein dadurch gewonnener Einblick in die Lebensmittelbestände und in die gegebenenfalls mangelnde Ordnung gestattete es ihm, den zuständigen Dienstmädchen hierauf bezogene Anweisungen zu erteilen. Mit der Verwaltung von Vorräten und Speiseraum war also auch die Verantwortung auf den Butler übergegangen.
Vom Dienstboten zum Bediener
Nach außen zeigte sie sich darin, dass der ehemalige „Flaschenhüter“ und Botengänger jetzt die Mahlzeiten servieren durfte. Um ihm eine noch bessere Übersicht über seinen Zuständigkeitsbereich zu ermöglichen, gewährte die Herrschaft es, dass er die Gäste des Hauses empfing. Dadurch mussten ihm deren Anzahl und Status nicht mehr via Dienstboten mitgeteilt werden. Der Butler konnte die notwendige Menge an Gedecken, Speisen und Getränken nun selbst abschätzen und dieses Wissen direkt auf sein Verantwortungsfeld übertragen.
Herr über die Bediensteten
Weil er kraft dieser Erlaubnis die erste Person des Haushalts war, die Besucher zu Gesicht bekamen, wurde der Butler zum „Aushängeschild“ seiner Herrschaft. Gleichzeitig erweiterte sich dadurch sein Wirkungskreis: Er war durch seinen Informationsvorsprung allen Dienern gegenüber weisungsberechtigt. Galt es Gepäckstücke zu transportieren, Pferde auszuspannen, ein Bad einzulassen oder ein Zimmer herzurichten, erteilte der Butler, die entsprechenden Anweisungen.
Weil er die Dienstbereitschaft der Angestellten auf diese Weise am besten im Blick hatte, oblag ihm auch bald deren Verwaltung. Der Butler konnte über einen Mangel oder Überfluss an Bediensteten entscheiden, durfte über Einstellungen oder Entlassungen mitentscheiden und war für die pünktliche Entlohnung zuständig. Kurz: er war zur Schaltzentrale des gesamten Dienstleistungs-Apparates im Haus geworden.
Um diesen Status zu kennzeichnen, trug der Butler Kleidung, die ihn deutlich von anderen Angestellten unterschied. Als Person, die selbst kaum körperliche Arbeiten verrichten musste, steckten seine Hände häufig in weißen Handschuhen – ein Bild, das noch immer als „typisch“ für den Butler-Beruf gilt.
Es stimmt allerdings schon lange nicht mehr: Nachdem die Anzahl bediensteter Haushalte bis in die 1980-er Jahre kontinuierlich zurückgegangen war, stieg sie im Zuge der Globalisierung wieder deutlich an. Dadurch war auch die Funktion von Butlern erneut gefragt. Heute sind sie mehr denn je als Manager tätig. Sie leiten und organisieren den Haushalt, dem sie angehören, nahezu selbstständig und erfüllen damit sowohl klassische als auch modernisierte Butler-Aufgaben.
Ihr Erscheinungsbild entspricht dem, was im Business als „semi-formal“ oder „casual“ bezeichnet wird.
Der Butler als Kunstobjekt
Sein Einsatz dauerte nur etwas mehr als eine Viertelstunde – doch diese kurze Zeitspanne genügte, um ihn zum wohl bekanntesten Vertreter seines Berufsstandes zu machen. Butler James, der Miss Sophie ihr alljährliches „Dinner for one“ serviert, genießt seit seinem ersten Theater-Auftritt im Jahre 1963 Kult-Status. Als Protagonist des gleichnamigen TV-Sketches gehört er zum Silvesterabend wie der Mitternachts-Sekt und die anschließende Böllerei. Doch er ist längst nicht der einzige Haushaltsmanager, dem ein künstlerisches Denkmal gesetzt worden ist:
Klassisch gut
Weniger lärmend als sein Kollege – und vielleicht gerade deswegen auch etwas weniger berühmt – ist James Stevens, Butler im Hause Darlington Hall. Kongenial verkörpert von Charaktermime Anthony Hopkins kommt er den Tugenden seines Berufsstandes so geflissentlich nach, dass er sein eigenes Leben völlig vergisst und die Liebe zu Haushälterin Kenton so lange leugnet, bis es für beide fast zu spät ist.
Auch Charles Carson und Hoke Colburn machen ihre Sache als Butler gut. Während der eine durch Diskretion, Stil und Verstand zum Chefbediensteten in der „Downton Abbey“ aufsteigt; bricht der andere den Starrsinn von Miss Daisy durch menschliche Größe. Allerdings ist Chauffeur Colburn kein Butler im eigentlichen Sinn und darf sich deswegen einiger Maßnahmen gegen seine dickköpfige Herrin bedienen.
Überraschend anders
Kein bisschen sanft oder subtil agiert der intrigante Butler Fledge aus „The Grotesque“, in dessen Rolle Police-Sänger Sting an der Seite seiner Ehefrau Trudie Styler brillierte. Nachdem er etliche Damen und Herren seines Diensthauses in pikante Situationen gebracht hat, geht er zur allmählichen Eliminierung der kompromittierten Personen über.
Einen ähnlichen Part dichtete Reinhard May dem Butler in seiner Ballade vom mordenden Gärtner an: Indem er ihm eine Reihe von Morden nachsagte bzw. -sang, karikierte der Liedermacher die klischeehafte Besetzungsliste englischer Kriminalerzählungen bzw. -filme.
Treu und zuverlässig
Deutlich bessere Beispiele für Butler-typische Tugenden sind Batmans rechte Hand Alfred Pennyworth und der untote Diener Lurch aus dem maroden Haushalt der „Addams family“. Sogar in der von Joan K. Rowling verfassten Erfolgsreihe um den Zauberlehrling Harry Potter tauchen Butler-ähnliche Figuren auf: Hier nehmen es der devote Hauself Dobby und der unterwürfige Peter Pettigrew alias Wurmschwanz mit der Dienstbarkeit gegenüber ihren jeweiligen Herren sehr genau.
Widerständlerisch
Standhaftigkeit ganz anderer Art lassen unsere beiden letzten Beispiele erkennen: Sowohl das Hausmädchen und „Der singende Butler“ vom gleichnamigen Gemälde des Briten Jack Vettriano als auch die Beatband „Butlers“ trotzten zur Zeit ihrer Entstehung widrigen Umständen. Doch während die Dienerschaft auf Vettrianos Bild lediglich gegen Wetter-Unbill kämpft, traten die „Butlers“-Mitglieder gegen ein ganzes Staats-System an. Ihr musikalischer Protest endete mit einem Auftrittsverbot und dem Auflösen der Band.