Im Zusammenhang mit gutem Benehmen werden häufig die Schlagwörter Knigge und Etikette erwähnt. Der Begriff der Etikette geht zurück auf Verhaltensvorgaben am französischen Königshof. Der „Knigge“ gilt bis heute als Benimmratgeber. Das 1788 erschienene Buch „Über den Umgang mit Menschen“ von Adolph Freiherr Knigge hatte ursprünglich eine andere Zielrichtung.
Die Etikette vom 18. Jahrhundert bis heute
Im Französischen meint „étiquette“ einen angehefteten Zettel oder ein Schildchen. Am Königshof in Frankreich mussten Adlige im 18. und 19. Jahrhundert Zettel mit ihrem gesellschaftlichen Rang tragen. Dadurch wurde beispielsweise geklärt, wer wen grüßen musste. Ein anderes Beispiel für die offizielle Förmlichkeit waren die Tanzkarten der Damen. Dort konnten sich die Herren für einen Tanz mit den Damen eintragen.
In Deutschland veröffentlichte Karlheinz Graudenz 1956 mit Erica Pappritz das „Buch der Etikette“. Pappritz war Vizeprotokollchefin im Auswärtigen Amt unter Bundeskanzler Adenauer. In dem Buch finden sich neben detaillierten Benimmregeln auch ein Trageverbot für lange Unterhosen und Empfehlungen zur Betätigung von Toilettenspülungen. Auf diese Vorgaben wurde seinerzeit mit Hohn reagiert. Das Auswärtige Amt stellte im Rahmen einer Kleinen Anfrage fest, dass es sich bei dem Buch um private Empfehlungen von Frau Pappritz handele, die nicht der Ausbildung des diplomatischen
Nachwuchses dienten.
Heute gibt es Verhaltensregeln im Sinne der Etikette nur in bestimmten Lebensbereichen. So gehört es zum Beispiel zur Golfetikette, ein herausgeschlagenes Grasstück auf dem Golfplatz wieder einzusetzen und festzutreten, damit die Bälle anderer Spieler nicht in der Vertiefung liegen bleiben.
Knigges Einfluss von der Aufklärung bis zur Gegenwart
Der deutsche Schriftsteller Adolph Freiherr Knigge wollte mit seinem Buch eine soziologisch ausgerichtete Aufklärungsschrift für mehr Höflichkeit und Taktgefühl gegenüber allen Menschen schaffen. Vernunft und rationales Denken lösten im Zeitalter der Aufklärung überholte Weltanschauungen ab. Ein Jahr vor dem Beginn der französischen Revolution schrieb Knigge über den Umgang mit Kindern, Ärzten, Schurken und jähzornigen Menschen. Auch dem Umgang mit sich selbst widmete er ein Kapitel.
Nach dem Tod von Knigge im Jahr 1796 erweiterte der Verlag das Buch durch Benimmregeln. Der Schwerpunkt lag anfangs auf Kleiderregeln. Durchschnittlich alle zehn Jahre gab es eine neue Auflage des „Knigge“. Heute kann man dort auch nachlesen, wie man Tische korrekt eindeckt, Schalentiere isst oder zu welchen Anlässen die Herren einen Frack tragen. Der 1968 geborene Moritz Freiherr Knigge, ein Nachfahre von Adolph Freiherr Knigge, hat 2004 mit zwei Co-Autoren eine moderne Version des Klassikers herausgegeben. Der Titel lautet „Spielregeln. Wie wir miteinander umgehen sollten.“